Der Mehrwert gemeinschaftlicher Wohnformen

6. Dezember 2020 Lesezeit: Highlights
Wie sieht der Mehrwert gemeinschaftlicher Wohnformen aus? Welche Bedeutung haben gemeinschaftliche Wohnformen für eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung? Welche Effekte und Potenziale ergeben sich aus den gemeinschaftlichen Wohnformen? Ein Forschungsprojekt hat interessantes herausgefunden: »Gemeinschaftlichen Wohnen ist sozial, wirtschaftlich und ökologisch«.

Zusammenfassung

Es wurden zehn Projekte zum gemeinschaftlichen Wohnen im Hinblick auf ihre sozialen, ökonomischen und ökologischen Effekte analysiert. So individuell wie jedes Wohnprojekt auch sein kann, wurden in allen zehn Projekten interessante Effekte festgestellt.

 

Soziale Effekte

– Offenheit gegenüber einer Vielfalt an Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Lebenslagen (heterogene als auch homogene Zusammensetzung der Bewohnerschaft (Alter, Einkommen, Herkunft und Lebenssituationen)

– Zusammentreffen von Menschen mit ähnlichen Zielsetzungen und Einstellungen

– Schaffung von Wohnraum für Haushalte mit niedrigerem Einkommen

– die Erreichung einer hohen Wohnqualität durch Kostenteilung von Gemeinschaftsräume, gemeinsam genutzten Außenflächen und Geräte

– Kontakte und neue soziale Netzwerke neben bestehenden Freundes- und Familienkreisen

– ein deutlich höherer Grad an Unterstützung und Solidarität im Vergleich zu klassischen Mietverhältnissen

– die Verwirklichung eigener Vorstellungen und Wünsche bei der Gestaltung der Wohnung, des Wohnumfeldes und des Zusammenlebens

– vielfältige Wirkungen auf das sie umgebende Quartier und gesellschaftliche Ausstrahlung über das Quartier hinaus durch Vernetzung und Verbreitung der Idee

 

Ökonomische Effekte

– niedrige Kaltmieten und damit einhergehende günstige Betriebskosten

– die Möglichkeit die Wohnungsgröße und Wohnkostenbelastung bei Bedarf anzupassen (bei zu großen Wohnungen: Wohnungstausch, Wohngemeinschaften)

– ausgewogene Baufinanzierung (Mischung aus Eigenkapital, Direktkredite durch Freunde und Bekannte, Bankdarlehen und energetischer Förderung sowie sozialer Wohnraumförderung)

– solidarische Modelle für finanzschwache Haushalte, Alleinerziehende und Familien

– Einsparungen beim Bau und in der Planung der Wohnprojekte durch Kostenteilung, effizienten Flächennutzung (Gemeinschaftsflächen) aber auch kostensteigernde Effekte (individuelle Wohnwünsche und längere Entscheidungsprozesse)

– Reduzierung der Beschaffungs- und Betriebskosten durch die Schaffung von Gemeinschaftsräume, gemeinsam genutzten Außenflächen und Geräten, sowie deren tägliche Nutzung. Dies gilt auch für gemeinschaftlich übernommene Dienstleistungen (gegenseitige Kinderbetreuung und einfache Pflegetätigkeiten).

– Nutzung von Gemeinschaftsflächen (Veranstaltungsräume) auch für AnwohnerInnen des Quartiers denkbar

 

Ökologische Effekte

– Shared economy und daraus resultierende Energie- und Ressourceneinsparungen

– Nutzerverhalten und ausgeprägtes Umweltbewusstsein für die Umsetzung der Energie- und Ressourceneinsparungen

– Minderung des Remanenz-Effekts durch individuelle Lösungen und Konzepte für eine Umnutzung bzw. Nutzungsveränderung (z.B. Wohnungsverkleinerung, Wohnungstausch) bei einer Haushaltsveränderung

 Leuchtturmeffekt über die Gemeinde/ das Quartier hinaus

bring-together Plattform für gemeinschaftliches Wohnen
Quelle: IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung gGmbH

Fazit

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass gemeinschaftliche Wohnformen eine Vielzahl positiver Effekte aufweisen. Besonderes soziale, ökologische und ökonomische Effekte lassen sich beobachten. Gemeinschaftliche Wohnprojekte bereichern das Zusammenleben im Quartier und strahlen über ihr Quartier hinaus. Sie leisten mit ihren nachhaltigen Ansätzen einen wichtigen Beitrag zur sozialen und ökologischen Stadt- und Regionalentwicklung: langfristig stabile Wohnkosten, ressourcensparendes und energieeffizientes Bauen und Wohnen, verringerter Flächenverbrauch, ökologische Modellprojekte, Inklusion und Integration. Das Umsetzen dieser Ansätze erfordert aber auch ein hohes Engagement und eine hohe Bereitschaft in der Mitgestaltung eines gemeinschaftlichen Wohnwunsches.

 

Literaturhinweise

Christine Henseling, Norbert Krauß, Simon Wieland, Clemens Jänicke, Alexandra Specht, Siegfried Behrendt & Arnt von Bodelschwingh (2018): Soziale, ökologische und ökonomische Effekte und Potenziale gemeinschaftlicher Wohnformen - Arbeitsbericht im Rahmen des BMBF-Forschungsvorhabens »Von Pionieren zur städtischen Praxis – Potenziale gemeinschaftlichen Wohnens zur Lösung demographischer und sozialer Herausforderungen«, Studie

Bildnachweis: Christine Henseling & Siegfried Behrendt (2019): Gemeinschaftlich Wohnen in Potsdam Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung,  IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung gGmbH - Studie

 

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Maria Baumert

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Die Gerontologin und Sozialgeographin gibt Einblick in die Forschungswelt über das Altern. Wie altern wir? Was beeinflusst uns dabei? Wie können wir in jedem Alter unsere Umwelt gestalten? Aktuell lebt und arbeitet sie in Leipzig als Sozial- und Raumplanerin.

Mary-Anne Kockel

Mary-Anne Kockel

Die Interaction Designerin setzt seit 2009 unter dem Namen »Paka/me« Auftragsarbeiten im Online-Bereich um und rief 2017 den community-basierten Projektraum »H4Space« ins Leben. Für bring-together übernimmt sie die Projektleitung und Produktentwicklung.

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