Das Mehrgenerationen Hofgut – Leben als WEG

30. Mai 2024 Lesezeit: Wohnformen, Share
Wie sieht ein Hofgut für Mehrgenerationen aus? Marcel ist Mitgründer einer Mehrgenerationen-WEG im Alten Hofgut Lenderscheid in Hessen. Gemeinsam mit einer befreundeten Familie haben seine Frau und er vor drei Jahren die Immobilie in Nordhessen erworben. Dort haben sie sich, gemeinsam mit ihrem Sohn Robin, ein Leben in einer nachbarschaftlichen Gemeinschaft aufgebaut. Aktuell soll die alte Scheune ausgebaut und saniert werden. Dafür suchen sie Menschen, die sich ihrem Wohnkonzept anschliessen möchten. Mehr zum Thema WEG und wie du mitmachen kannst, erfährst du im Interview. [inkl. Video]
© Mehrgenerationen-WEG im alten Hofgut Lenderscheid. Ein Hofgut für Mehrgenerationen – Leben in einer WEG vorgestellt bei bring-together
© Mehrgenerationen-WEG im alten Hofgut Lenderscheid. Ein Hofgut für Mehrgenerationen – Leben in einer WEG

Mary-Anne: Hallo, ich bin Mary von bring-together und ich habe heute Marcel zu Gast. Marcel wohnt in einem Wohnprojekt in Hessen in einem Mehrgenerationen-WEG, dazu wird er gleich noch mehr sagen, und sie sanieren gerade ein altes Hofgut. Marcel, kannst du dich kurz vorstellen und dein Projekt?

Marcel: Ich bin Marcel und wir leben hier im schönen Rotkäppchenland in Nordhessen im Schwalm-Eder-Kreis. Wir haben hier ein Hofgut aufgetan, mit einem großen Herrenhaus, einer großen alten Scheune und einem riesigen Garten, am Ortsrand von dem kleinen Dorf mit ungefähr 400 Einwohnern. Wir sind mehrere Familien und eine alleinstehende Frau und es sind alle Generationen vertreten, was wir sehr schön finden, was wir uns auch so gewünscht haben. Wir fangen wirklich von Grund auf an. Vor knapp zwei Jahren sind wir hier sozusagen mit unseren Sachen angekommen und seitdem renovieren wir, bauen wir, sanieren wir, verändern und pflanzen wir hier alles Mögliche und finden uns auch als Gruppe zusammen.

Mary-Anne: Marcel, wie bist du denn zum Projekt gekommen, kannst du was dazu sagen?

Marcel: Meine Frau und ich haben uns in Berlin kennengelernt, da ist auch unser Sohn Robin zur Welt gekommen. Wir haben schon von Anfang an gesagt, wir wollen aus der großen Stadt raus und möchten auf dem Land leben, am liebsten in Hessen, weil meine Frau auch daher kommt. Dann haben wir erstmal nach eigenen Häusern geschaut und hatten auch so die Idee von einem Seminarhof, haben dann aber doch gemerkt, dass das einfach für eine Familie alleine unglaublich schwer zu stemmen ist. Durch unsere eigene Suchanzeige haben dann andere Menschen uns angeschrieben, gesagt "Ihr sucht ja eine Immobilie habt ihr nicht Lust mit uns gemeinsam eine Immobilie zu erwerben und da eine Gemeinschaft zu gründen?” das fanden wir dann unglaublich gut und das war sozusagen die Antwort auf viele gestellte, aber noch nicht ausgesprochene Fragen die wir hatten. Das war dann für uns eigentlich so die perfekte Vision. Wir haben dann in einer sehr sehr großen Konstellation mit vielen Parteien versucht einen sehr großen Hof im Odenwald zu kaufen. Das hat dann leider nicht geklappt, wir haben aber darüber tolle Bekanntschaften gemacht und mit einem Teil dieser Gruppe haben wir weiter gemacht. Als ich dann die Anzeige zu diesem Landsitz in Frielendorf Lenderscheid gesehen habe, da haben wir eben zu zwei Familien dieses Hofgut gekauft. Dann haben wir erstmal unterteilt und weiter verkauft an noch weitere Leute. Der Hof ist sehr groß und das wäre für zwei Familien viel zu viel Raum, das war von Anfang an klar. Deswegen sind wir diesen gewagten Schritt gegangen, weil wir schon wussten, also wenn wir jetzt noch lange warten, Leute dazu holen und erstmal zusammenfinden und Verabredungen treffen, dann ist der Hof schon längst wieder verkauft. Also haben wir das erstmal zu zweit gemacht und haben dann eine Ausschreibung gemacht und Leute eingeladen. Es kamen sehr viele liebe, tolle Menschen hierher und dann haben sich auch wunderbarerweise direkt auch Menschen gefunden, die dann die beiden Wohnungen, die zur Verfügung standen, beziehen wollten. Jetzt ist es so, dass wir noch diese Scheune ausbauen und da eben zwei Parteien einziehen wollen. Dadurch wird dann hier im Haupthaus auch wieder Wohnraum frei, wir werden also weiterhin hier noch wachsen und sind auch aktiv gerade aktuell auf der Suche, wo uns ja bring-together auch ganz stark hilft. Das ist total super, darüber Menschen kennenlernen zu können und interessierte Menschen zu treffen. Darüber sind wir sehr sehr froh und dankbar.

Mary-Anne: Danke Marcel. Ich habe gesehen, ihr seid von der Rechtsform her WEG. Könntest du mal kurz erklären, was das ist? So ganz einfach für Laien, um da so ein bisschen den Einblick zu bekommen, was mich da erwartet. 

Marcel: Klar, gerne. Also die WEG, das ist die Abkürzung für Wohnungseigentümer:innengemeinschaft. Das bedeutet, dass man gemeinsam eine Immobilie besitzt. Dabei gibt es eine Teilungserklärung. Jeder hat also ein eigenes Eigentum und dann gibt es daneben auch gemeinschaftlich genutzte Flächen oder Flächen, die der Gemeinschaft gehören. Das heißt, wir haben hier alle unsere eigene Wohnung, unseren eigenen Hausteil, aber wir haben einen gemeinsamen Garten. Wir haben jeder eine Sondernutzungsfläche, also jeder hat eine eigene Terrasse oder ein eigenes Gartenstück, aber der größte Teil im Garten ist eben Gemeinschaftsfläche. Wir dürfen also nicht jetzt sagen, Verena, Robin und ich pflanzen jetzt hier einen Baum hin oder wir fällen einen Baum, ohne mit der Gemeinschaft einen gemeinsamen Beschluss dazu zu fassen. Das ist ganz wichtig. Es gibt im Grunde zwei wichtige Dokumente, die so einer WEG zugrunde liegen. Das ist einmal diese Teilungserklärung, bei der die Immobilie in entsprechende Teile geteilt wurde. Und dann unsere Gemeinschaftsordnung. Das ist im Grunde wie so eine Art Verfassung der WEG. Darin haben wir festgeschrieben, wie wir Beschlüsse fassen, wie wir uns wirtschaftlich absichern. Dass wir z. B. regelmäßig ein Hausgeld bezahlen und dass wir einen Wirtschaftsplan machen. Es gibt dementsprechend auch eine Verwalterin oder ein Verwalter, der dafür zuständig ist, über diese finanziellen Dinge draufzuschauen. Damit ist auch verbunden, dass wir z. B. einmal im Jahr eine Eigentümer:innenversammlung abhalten und uns da zu grundlegenden Fragen austauschen und Beschlüsse fassen. Das klingt jetzt erstmal relativ bürokratisch, wenn man da ins Detail einsteigt, ist das natürlich schon sehr viel juristisches und schwieriges Terrain. Aber im Alltagsleben gestaltet sich das dann eigentlich sehr gut und wir finden uns da jetzt zunehmend rein. Wir zählen ja schon fast mit zu Gemeinschaften im Aufbau, da ist es auch schön, auf diese Weise eine gewisse Sicherheit und Verlässlichkeit zu haben. Da spielt das tatsächliche Hofleben auch selten eine Rolle. Aber klar, wenn wir uns dann z. B. zu unserem Beschluss zusammenfinden, dann ist das ganz wichtig, dass wir diese Grundlage haben.

Mary-Anne: Wenn ich jetzt bei euch mitmachen möchte, dann werde ich auch Teil der WEG und werde dann von euch durch diesen Prozess geführt, bis ich dann Mitglied oder Miteigentümer bin, oder wie ist das?

Marcel: Ja genau. Wenn man hier einen Teil der Immobilie erwirbt, ist man automatisch Teil dieser WEG und ist eben Eigentümer:in einer Wohneinheit. Es gibt dann aber eben am Gebäude z. B. Teile, die dann wiederum Gemeinschaftseigentum sind. Z.B. das Treppenhaus, der Keller, der Dachboden oder auch das Dach an sich. Insofern sind dann z.B. Kosten, die diese Gebäudeteile betreffen, auch gemeinsam zu tragen. Wenn wir jetzt z.B. als Familie in unserer Wohnung irgendwas verändern, ist das unsere Entscheidung und unsere finanzielle Frage. Damit kann man eigentlich sehr unkompliziert, sehr gut, so eine Gemeinschaft leben. Spannend ist natürlich, es gibt auch in der Scheune einen Gemeinschaftsteil, wo wir dann auch eine Werkstatt drin haben wollen. Das ist Lagerfläche, da wollen wir eventuell mal ein Café gründen oder so. Und da geht’s dann eben darum, gemeinsam zu diskutieren, Ideen zu entwerfen und einfach eine gemeinsame Vorstellung davon zu haben. Der Garten ist natürlich ein ganz wichtiger Teil für uns. Wir sind alle ganz begeistert und froh über dieses schöne große bunte Grundstück mit altem Baumbestand. Wir haben hier Apfelbäume, einen Walnussbaum und da ist natürlich auch ganz viel Wunsch zu gestalten. Es gibt ganz viele Ideen für den Garten, also haben wir jetzt einen Prozess gestartet, wo wir uns darüber austauschen, wer sich das wie für den Garten vorstellt. Da gute Kompromisse und gemeinsame Vision zu finden, ist eigentlich eine sehr reizvolle Sache und funktioniert auch ziemlich gut.

Mary: Das wäre so ein bisschen meine nächste Frage gewesen. Was sind denn Gemeinschaftsräume, Flächen, die ihr habt? Du hast gesagt, es gibt einen Garten, Flur, Keller, kannst du sagen, was es noch gibt? Vielleicht auch, was die Neuen, die zu euch kommen, erwartet? Kannst du ein bisschen die Infrastruktur beschreiben?

Marcel: Es ist noch sehr viel Potenzial und es ist noch alles am Anfang. Wir haben hier wirklich noch sehr viel Pionierarbeit zu leisten und dementsprechend ist auch noch ganz viel denkbar und gestaltbar. Es ist noch gar nicht so viel fertig. Ich kann vielleicht ein paar Ideen noch nennen, die wir haben, die eventuell so irgendwann in die Umsetzung gehen, oder vielleicht auch noch mal ganz anders gedacht werden, zum das Wohnen auf dem Land zu gestalten. Wir hatten an einen Schäferwagen gedacht oder so einen schönen kleinen Wagen, in dem man übernachten kann. Auch eine schöne Idee war, den Wagen als kleine öffentliche Bibliothek für das Dorf zur Verfügung zu stellen. Wir haben diese Idee mit dem Café, wo es vielleicht an einzelnen Tagen in der Woche Kuchen oder Suppe oder sowas Schönes gibt. Wir haben hier auch schon Hoffeste veranstaltet und auch mal das Dorf eingeladen. Wir haben natürlich beim Garten etliche Ideen, sowohl den Nutzgarten betreffend als auch naturnahes Gärtnern, also viel für die biologische Vielfalt zu machen. Da gibt's noch ganz viel Gestaltungsraum. Es gibt auch die Idee, eine Bühne irgendwo an einem Punkt unseres Grundstücks zu haben, für Veranstaltungen. Wir waren neulich auf einem anderen Hoffest, bei einem anderen Hof in der Nähe. Die sind da schon weiter, die haben z.B. so eine Bühne und haben ein ganz tolles Konzert veranstaltet. Lesungen, was auch immer, da könnte man sich natürlich unendlich viel ausdenken. Tierhaltung ist auch ein Thema, das ist ja hier Ländlicher Raum. Wir haben hier einen Hund und einen Kater. Es gibt auch Ideen, noch weiterzugehen, vielleicht mit Eseln, Ziegen, Schafen und Hühnern. Da müssen wir eben noch mal gucken, da ist unser Garten nicht perfekt geeignet. Aber vielleicht gibt es hier im Dorf Flächen, die man dafür pachten kann, oder man findet noch eine Lösung. Hühner sollten sich hier schon gut unterbringen lassen. Oder auch Enten irgendwie zu haben, es gibt die Idee für den Teich. Es gibt natürlich auch den Wunsch, noch mehr Raum zu schaffen für Gäste, Übernachtungsmöglichkeiten, da haben wir auf jeden Fall auch noch Möglichkeiten. Wir haben jetzt hier, wo ich gerade bin, auch ein gemeinschaftlich genutztes Büro von zwei Familien. Einige von uns sind im Homeoffice tätig und können glücklicherweise von zu Hause aus arbeiten. Es gibt ganz viele Sachen, die hier gerade im Entstehen sind und das macht es so spannend und auch sehr sehr schön. Es ist natürlich auch sehr aufregend und ich bin einer von der eher ungeduldigen Spezies und würde mir wünschen, dass wir irgendwie fast schon alles mehr oder weniger fertig haben und es dann genießen können. Aber ich glaube, ich lerne langsam auch, dass es eigentlich das Schöne ist, dass wir über Jahre und Jahrzehnte noch gestalten und dass das mit dazu gehört, was wir hier machen. Insofern lerne ich da jetzt auch dazu. Es ist einfach schön, wenn Dinge dann wachsen und immer mehr konkret so werden, wie wir es uns ursprünglich vorgestellt haben. Das ist schon sehr schön.

Mary-Anne: Du hast ja gerade gesagt, dass ihr schon dort wohnt und ein Gemeinschaftsbüro habt. Gibt's denn irgendwelche Routinen, die ihr schon in der Gemeinschaft pflegt, Arbeitskreise, oder Essen oder was gibt es da für Wege?

Marcel: Es gibt eine sehr schöne Vielfalt an gemeinsamen Formaten, die wir hier ins Leben gerufen haben. Es ist schon so, dass wir alle beschäftigt sind. Kleine Kinder, Berufe, Pendeln, Besuche und so weiter. Es ist manchmal schon so, dass es Tage gibt, wo wir uns kaum begegnen auf dem Hof, anders als es bei einem Mehrgenerationenhaus vielleicht wäre. Das ist dann auch ein bisschen seltsam, da denkt man ‘wo sind denn die anderen gerade?’ Aber wir haben uns gesagt, wir wollen uns Zeit nehmen für uns. Einmal die Woche, das ist schon mal grundlegend das ganz zentrale Format, treffen wir uns in der Runde, wo wir einfach aktuelle Themen besprechen. Da setzen wir uns dann abends zusammen und haben eine Agenda und gehen das durch. Dann haben wir gesagt, es wäre schön, wenn wir einmal die Woche zusammen Mittag essen. Das ist meistens montags der Fall. Also einmal die Woche schaffen wir es oft, einfach zusammen das Mittagessen einzunehmen. Jeder bringt Seins mit und man kann auch mal bei dem anderen probieren und das ist dann sehr sehr nett und gesellig. Wir treffen uns natürlich auch so immer mal wieder informell zu Spieleabenden, zum Abendessen, zum gemeinsamen Backen oder was auch immer. Dann haben wir uns vorgenommen, dass wir soziale Zeit auch wirklich noch mal gezielt verabreden, um dann einfach gemeinsam etwas Schönes zu unternehmen. Da waren z.B. jetzt ein paar von uns, ich war auch dabei, bei dem Hofcafé in Gilsa. Das war auch total schön, auf diese Weise hier die Gegend, die Umgebung immer wieder besser kennenzulernen. Wir haben außerdem auch noch Gruppenzeit. Wir arbeiten an einem eigenen Papier, wo wir grundlegende, wertebasierte Sachen für unsere Gemeinschaft und das Zusammenleben auf Papier bringen wollen. „Das Manifest“ haben wir das genannt. Da arbeiten wir jetzt auch schon seit einigen Treffen dran. Und so gibt's halt etliche etliche Termine. Die Parteien, die hier bauen, haben dann auch noch regelmäßig Treffen zur Besprechung der Baustelle. Da kommt einiges an Gemeinschaftsarbeit und an gemeinsamer Kommunikation und Miteinander zusammen und das ist total schön. Für Verena und mich war das auch so ein ganz entscheidender Punkt, weshalb wir das mit der Gemeinschaft so schön finden. Es geht immer wieder darum, auch die Perspektive der anderen zu sehen, Kompromisse einzugehen, zu entwickeln, zu diskutieren und zu verstehen, wie die jeweilige andere Situation ist. Wir kommen da auch immer auf den grünen Zweig. Wir haben wenige Konflikte, das ist sehr schön. Wenn es mal unterschiedliche Vorstellungen oder Meinungen gibt, dann sprechen wir einfach gut darüber. Das haben wir uns so sehr gewünscht, weil wir ganz viel davon lernen. Auch für unseren Sohn Robin, der dadurch auch von Anfang an in so einer Umgebung aufwächst und lernt, wie das ist. Dass man eben nicht einfach immer macht, wie man denkt und fertig, sondern, dass man sich einfach auch sehr gut gemeinsam überlegen kann, wie es denn sein könnte. Da gibt's so ein Beispiel. Ich habe hier ein Spielhaus aus Holz für die Kinder hier gebaut. Natürlich hatte ich nicht viel Zeit dafür, da war ich so ein bisschen auch in einer hektischen Phase und wollte das einfach alles schnell unter Dach und Fach bringen. Ich hab mir dann gedacht, na ja, ich stelle das dann an die Stelle unter der großen alten Linde. Dann kamen aber natürlich auch Stimmen aus der Gemeinschaft: “Wollen wir da nicht mal drüber nachdenken? Kann man das nicht auch ein bisschen anders machen?” und jetzt steht's an einem anderen Punkt im Garten. Immer noch unter der Linde, aber anders und das gefällt mir jetzt auch so viel besser. Ich bin einfach froh, dass wir dann noch mal innegehalten haben und noch mal alle Bedürfnisse abgefragt haben und uns ausgetauscht haben. Und jetzt sind solche Sachen dann gesund gewachsen und nicht solche Schnellschüsse. Das ist, glaube ich, was wir versuchen generell hier zu beherzigen.

Mary-Anne: Vielen Dank für den Einblick. Ich kann mir das richtig gut vorstellen. Ihr seid ja bei bring-together, weil ihr noch Menschen sucht, die bei euch mitmachen. Was kann ich denn mitbringen, um bei euch dabei zu sein?

Marcel: Da gibt es gar nicht viel, was wir vorgeben. Wir wollen eigentlich ganz bewusst auch sehr offen sein. Es ist schön, dass auch wir, die schon hier sind, im Grunde liegenden sehr d'accord sind und gemeinsame Vorstellungen davon haben. z.B. ist uns das Ökologische wichtig, das nachhaltig Wohnen und dass wir auch kinderfreundlich Wohnen. Ich denke, das ist auch ein Selbstverständnis, dass wir in der politischen Diskussion uns definitiv natürlich gegen Rechts und gegen rechtsextreme und populistische Strömung stellen und damit nichts zu tun haben wollen. Es ist trotzdem so, bei dieser Gemeinsamkeit, die wir in der Gemeinschaft haben, dass wir doch auch unterschiedliche Charaktere und unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Und das ist auch total gut und schön so. Dieses Bunte, Vielfältige, das kann gerne weiter gedeihen und so sein. Das heißt, wir legen gar nicht fest, wie alt die Menschen sein müssen, die zu uns kommen, ob Singles oder Familien, oder welchen Beruf sie haben. Wir freuen uns einfach, wenn es Menschen sind, die natürlich dieses Gemeinschaftliche wollen, die aber auch genauso wie wir ticken, dass es nicht zu eng sein muss. Hier hat jeder seinen Rückzugsraum und wir müssen nicht jeden Tag was miteinander unternehmen. Wir haben auch nicht ein riesiges Repertoire an gemeinsamen Ritualen oder ähnlichem. Es ist wie eine intensive Nachbarschaft, mit Menschen, die einem wie Freunde begegnen, also es geht in eine freundschaftliche Richtung auf jeden Fall. Ich denke, dass wir das für uns schon sagen können, dass wir miteinander auch befreundet sind. Und das ist sehr schön. Aber das kann seine Zeit nehmen und das ist nicht um des Zweckes willen selbst so vorgegeben. Wir haben hier viele Kinder auf dem Hof. Da offen zu sein, sich gerne mitzukümmern, um die Gemeinschaftsflächen, den Garten, die Scheune, da auch gerne bereit zu sein, einen Teil der Zeit in der Woche dafür zu investieren, das wäre natürlich sehr wünschenswert und wäre auch schon wichtig. Ansonsten eben einfach für ein tolerantes, freundliches, gutes, wohlwollendes, wertschätzendes Miteinander, sich damit gut identifizieren zu können, das ist auf jeden Fall glaube ich, was wir uns wünschen. Das ist ein Rahmen, der aber noch so viel Unterschiedliches zulässt, dass wir sehr gespannt sind, wer da noch so kommt. Wir freuen uns darauf, Menschen kennenzulernen, wir haben auch schon ganz tolle Gespräche geführt. Wir sind da alle sehr zuversichtlich, dass wir die frei werdende, große Wohnung im Haupthaus gut weitergeben können, dass sich dafür Leute finden und dass wir dann ein sehr schönes, enges Nachbarschaftlich Wohnen miteinander aufbauen können.

Mary-Anne: Danke Marcel. Mehr Links zum Projekt findest du unten in der Videobeschreibung. Dann kommen wir jetzt zur letzten Frage. Ich würde dir gerne das Schlusswort geben, Marcel und beende hiermit das Interview. Was wünschst du dir für dich, deine Zukunft oder die vom Projekt? 

Marcel: Dieses Ankommen hier, das ist ein riesiges Abenteuer für uns, also für meine Familie. Ich wünsche mir einfach, dass es weiterhin so gut verläuft wie bisher. Wir sind sehr nett und freundlich hier in diesem Dorf aufgenommen worden. Überhaupt, auch die ganze Region, die uns vorher sehr unbekannt war. In der Gemeinde Frielendorf, bzw. Nordhessen kannten wir kaum jemanden und hier waren wir leider noch nie gewesen. Deswegen war das natürlich gewagt, hier hinzukommen. Wir sind total positiv überrascht von dem guten Spirit, den es hier in vielen Teilen der Gesellschaft gibt. Ich freue mich einfach sehr darüber und ich hoffe, dass es so weitergeht. Dass vor allem für uns und vor allem für Robin, unseren Sohn, sich hier viele Freundschaften ergeben, dass wir hier gut ankommen, dass wir hier gut leben können und unsere Ideen verwirklichen können. Und dass dementsprechend unser Sohn hier eine gute Kindheit hat, wir hier schön alt werden können und alles andere, ja da lassen wir uns gerne überraschen. 

Mehr lesen: Fakten über Wohnprojekte | Probewohnen | ClusterwohnenDemographischer Wandel | Soziokratie in Wohnprojekten

 

Erstellt von Mary-Anne Kockel | Linkedin folgen

 

WEG mit Mehrgenerationen – Gemeinsam Wohnen im alten Hofgut

Schau dir das vollständige Interview mit Marcel an. Den Link zum alten Hofgut findest du direkt unter dem Artikel.

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© Mehrgenerationen-WEG im alten Hofgut Lenderscheid. Ein Hofgut für Mehrgenerationen – Leben in einer WEG vorgestellt bei bring-together
© Mehrgenerationen-WEG im alten Hofgut Lenderscheid
© Mehrgenerationen-WEG im alten Hofgut Lenderscheid. Ein Hofgut für Mehrgenerationen – Leben in einer WEG vorgestellt bei bring-together
© Mehrgenerationen-WEG im alten Hofgut in der Gemeinde Lenderscheid mit einem Angebot für gemeinsame Veranstaltungen
© Mehrgenerationen-WEG im alten Hofgut Lenderscheid. Ein Hofgut für Mehrgenerationen – Leben in einer WEG vorgestellt bei bring-together
© Mehrgenerationen-WEG im alten Hofgut Lenderscheid mit Ausflügen für die Gemeinschaft
Was ist WEG?

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Zwei oder mehr Generationen teilen sich ein Haus. Dabei bilden die Bewohner eine familienänliche Gemeinschaft, die aber meist nicht verwandt miteinander sind. Eine genaue Erklärung, was Mehrgenerationenwohnen ist, findest du in unserem Glossar Gemeinschaftlich Wohnen von A bis Z.

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