Altersarmut: Senioren WGs und gemeinsam Wohnen als Alternative

21. März 2024 Lesezeit: Themen
In der Sendung Plusminus der ARD wurde der Frage nachgegangen, ob Senioren WGs eine Alternative sind, der Altersarmut und Vereinsamung zu entkommen. Über die Babyboomer wird aktuell viel berichtet. Denn überdurchschnittlich viele Menschen gehen fast gleichzeitig in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Doch die oft geringen Renten und stark steigenden Miet- und Nebenkosten führen dazu, dass es für unzählige Seniorinnen und Senioren immer schwerer sein wird, ein würdiges Leben zu führen. Wie kannst du diesen Herausforderungen entgegenwirken?
Senioren WGs – Alternative gegen Altersarmut und Einsamkeit
Senioren WGs – Alternative gegen Altersarmut und Einsamkeit

Diese Generation wird eine große Lücke auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen, die es zu füllen gilt. Schon jetzt fehlen Arbeitskräfte in vielen wichtigen Branchen: z.B. in Schulen, Kindergärten, in der Pflege, im Handwerk und auch in Behörden. Gleichzeitig suchen wir nach Möglichkeiten für stabile Renten. In der Politik wird darüber diskutiert und gestritten, ob es nicht besser sei, die Menschen noch länger arbeiten zu lassen. Und dann ist da noch der fehlende bezahlbare Wohnraum. Die oft viel zu kargen Renten reichen nicht mal mehr für die Miet-und Nebenkosten.

Was bei all den Herausforderungen oft noch zu wenig thematisiert wird – in den kommenden Jahren kommt eine Generation ins Rentenalter, bei der eine große Mehrheit, insbesondere Frauen, nur Minirenten beziehen werden. Renten, die nicht mehr für den gesamten Lebensunterhalt reichen werden. All das führt zu Altersarmut.

Mehr als ein Viertel der Rentner und Rentnerinnen haben ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro[1]. Das geht aus der Pressemitteilung vom 29. September 2022 des Statistisches Bundesamt Destatis hervor.

Einer der Gründe dieser Altersarmut ist möglicherweise dem ehemaligen Lebensmodell geschuldet. Vor allem in den alten Bundesländern kümmerten sich die „Hausfrauen“ um den Haushalt und die Kinder, während ihre Ehemänner für den Lebensunterhalt sorgten. Die Frauen hielten ihren Männern sozusagen den Rücken frei – so nannten wir das damals. Sobald die Kinder größer waren, arbeiteten viele Frauen hauptsächlich in Teilzeit. Je länger wir als Hausfrau tätig waren, desto schwieriger war ein erfolgreicher Wiedereinstieg in einen gut bezahlten Beruf. Zu ihrer eigenen Rente konnten die meisten Frauen deshalb nicht so viel beitragen, es sei denn, sie wurden durch ihren Ehepartner abgesichert. 

Übrigens: Heute leisten Frauen ab 18 Jahren nicht nur mehr Arbeit pro Woche als Männer. Ihre Arbeit besteht auch weiterhin zum größeren Teil aus unbezahlter Arbeit – dazu zählen vor allem die Sorgearbeit in der Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen, aber auch ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement sowie die Unterstützung haushaltsfremder Personen. Das geht aus der Zeitverwendungserhebung 2022 [2]des Statistischen Bundesamts Destatis hervor.

Zurück zu den Babyboomern, die in den offiziellen Ruhestand gehen –  für sie stellt sich gar nicht die Frage, ob sie noch arbeiten „wollen“. Viele müssen inzwischen ihre kleine Rente mit einem zusätzlichen Einkommen aufbessern, damit es überhaupt noch zum Leben reicht. Doch so einfach ist das scheinbar nicht, denn allzu oft werden bei Stellenangeboten immer noch jüngere Bewerber bevorzugt. Die Chance, sein Wissen und seine Erfahrungen in einem Unternehmen sinnvoll einzubringen, ist meist nur für wenige Privilegierte möglich. 

Und offen gesagt: Welche Arten von Minijobs werden hauptsächlich angeboten, und wo ist die Nachfrage nach Arbeitskräften am höchsten? Es sind vor allem Jobs im Dienstleistungssektor, wie z.B. Pakete austragen, Regale einräumen in Supermärkten, Reinigungsarbeiten oder Hausmeistertätigkeiten – um nur einige zu nennen. Diese Arbeiten sind meist körperlich anspruchsvoll. Trotzdem sehen wir immer häufiger ältere Menschen in solchen Hilfsjobs oder sogar beim Sammeln von Pfandflaschen. Nicht wenige Seniorinnen und Senioren müssen sogar zur Tafel gehen, um über die Runden zu kommen.

Was bedeutet das für die Babyboomer in Bezug auf das Wohnen?

Wohl dem, der Eigentum hat, könnten wir jetzt denken. Ja, das stimmt zum Teil, aber Eigentum verpflichtet und kann im Alter zur Last werden. Vor allem, wenn nur noch ein Mensch alleine ein Haus oder eine ehemalige Familienwohnung bewohnt. Ein größeres Haus muss gepflegt und erhalten werden. Gerade, wenn die Immobilie schon etwas älter ist, fallen öfter mal höhere Kosten für die Instandhaltung an. Hinzu kommen die extrem gestiegenen Heiz-und Nebenkosten. Für alleinstehende Renterinnen oder Rentner ist das eben meist nicht mehr zu stemmen. Wie eine gute Lösung aussehen könnte, erfährst du im Artikel Gemeinsame Nutzung von ungenutztem Wohnraum im Einfamilienhaus.

Für Menschen mit kleiner Rente, die zur Miete wohnen, bleibt oft nur wenig für ein angemessenes Lebensniveau übrig. Dies liegt vor allem an den explodierenden Miet- und Energiekosten, insbesondere in den Ballungsgebieten. Allerdings variieren die Kaltmieten in den jeweiligen Großstädten. Aus dem statistischen Bundesamt Destatis geht hervor, dass es für nach 2019 eingezogene Haushalte, Einpersonenhaushalte sowie Haushalte in Großstädten [3] eine überdurchschnittlich hohe Mietbelastungsquote  gab. Und 3,1 Millionen Haushalte [3] in Deutschland haben eine Mietbelastung von 40 % und mehr. 1,5 Millionen Haushalte gaben sogar mindestens die Hälfte ihres Einkommens für die Nettokaltmiete und verbrauchsunabhängige Betriebskosten aus.

Die Konsequenz: Viele Rentnerinnen und Rentner sind von Altersarmut bedroht. Als Resultat nehmen sie kaum noch am gesellschaftlichen Leben teil. Oft bleiben sie sogar zu Hause, da sie sich nicht einmal mehr einen Kaffee oder einen Kinobesuch leisten können. Durch übermäßig hohe Wohn- und Nebenkosten sowie Lebenshaltungskosten bleibt nichts von der Rente übrig und eine gesellschaftliche Teilhabe wird nahezu unmöglich. 

Gemeinsam wohnen – Senioren WGs für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben

Um den Herausforderungen für die kommenden Jahre ein wenig entgegenzuwirken, werden gemeinschaftliche Wohnkonzepte eine große Rolle spielen. Was für viele vor ein paar Jahren noch undenkbar erschien, ist für immer mehr Menschen eine hervorragende Alternative. So erfreuen sich zunehmend Senioren WGs oder Gemeinschaftsprojekte für die Zielgruppe 50 plus einer immer größeren Beliebtheit. Und in der Tat steigt auch auf bring-together die Zahl der Seniorinnen und Senioren, die sich ein Leben in Gemeinschaft wünschen.

Senioren WGs funktionieren wie eine klassische Wohngemeinschaft, bei der mehrere Menschen meist in einer großen Wohnung oder in einem kleineren Haus zusammen wohnt. Jeder der Bewohnerinnen und Bewohner hat ein eigenes Zimmer. Die Küche, das Bad und ein gemeinsames Wohnzimmer werden miteinander geteilt. Auch Clusterwohnungen funktionieren nach diesem Prinzip, nur dass es in den jeweiligen Zimmern zusätzlich für jeden ein eigenes Bad und manchmal sogar eine kleine  Kitchinette geben kann. Die Vorteile in einer Senioren WG zu wohnen, liegen auf der Hand. Noch mehr Gründe für ein Leben in dieser Wohnform findest du im Artikel 9 Gründe in einer Wohngemeinschaft zu leben. Hier nur die wichtigsten:

1. Mit dem Teilen von Wohnraum werden die Kosten für Miete und Nebenkosten geteilt.

2. Geht etwas im gemeinsamen Haushalt kaputt, wie z.B. eine Waschmaschine, oder ein anderes Elektrogerät, werden diese Kosten ebenfalls auf alle aufgeteilt. 

3. Gemeinsam sind wir weniger einsam: wir teilen den Alltag, sind füreinander da, unterstützen uns gegenseitig, teilen Freude und auch Leid und können uns aufeinander verlassen. 

4. Erleichterung im Haushalt, weil sich alle nach ihren Fähigkeiten einbringen.

Für die meisten Senioren WGs ist das Leben in Gemeinschaft ein Mehrwert auf allen Ebenen. Wichtig dabei ist nur, dass die Beteiligten im Vorfeld schauen, ob die Chemie unter den Bewohnern und Bewohnerinnen stimmt.

Darauf hat sich bring-together spezialisiert. Über die Profile jedes Einzelnen erfährst du bereits bei der Suche nach Gleichgesinnten, ob du ähnliche Werte miteinander teilst. Lies dafür den Artikel Über den Zweck von Profilangaben Du kannst schon vor dem ersten analogen Treffen über die Plattform in den Austausch gehen. Für einen ersten Einblick, schau dir gern unseren Kollektion Senioren WGs an. Hier findest du auch Plus WGs und Seniorenwohngemeinschaften. Vielleicht ist ja eine passende Gemeinschaft für dich dabei.

In der TV-Sendung Plusminus der ARD wurde ein Beitrag am 20.03.2024 zu diesem Thema veröffentlicht. Der Beitrag ist bis zum 20.03.2025 in der Mediathek zu sehen.

[1] Mehr als ein Viertel der Rentnerinnen und Rentner haben ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1 000 Euro, Pressemitteilung Nr. N 061 vom 29. September 2022, Destatis Statistisches Bundesamt
[2] Zeitverwendungserhebung 2022 – bezahlte und unbezahlte Arbeit in Deutschland, Destatis Statistisches Bundesamt
[3] Haushalte wendeten 2022 durchschnittlich 27,8 % ihres Einkommens für die Miete auf, Pressemitteilung Nr. 129 vom 31. März 2023, Destatis Statistisches Bundesamt

 

Erstellt von Karin Demming | Linkedin folgen

Open Houses — Veranstaltungen von Wohnprojekten

Wohnprojektbodensee
Wohnprojektbodensee
35. Wohnprojekttreffen

Kennenlernen unseres Wohnprojekts und Erfahrungsaustausch rund um das gemeinschaftliche Wohnen. Beginn um 14:00 bis 16:00 Uhr in der Nelkenstr. 25 in

Wohnprojekt Uebigau -  Generationshaus für Alt und Jung
Wohnprojekt Uebigau - Generationshaus für Alt und Jung
Flohmarkt mit Tag der offenen Tür - Generationswohnprojekt

Wir veranstalten auf dem Schulhof einen Flohmarkt, mit vielen tollen Gegenständen und Sachen. Wir zeigen euch das ehem. leere Schulgebäude, mit den ge

Gutshaus Klein Krankow eG
Gutshaus Klein Krankow eG
Treffen für Wohnungsinteressenten

Du findest unser Wohnprojekt interessant, bist Dir aber noch nicht ganz sicher, ob es wirklich das ist, was Du oder Ihr als Familie sucht? Wir laden

Matching-Plattform für gemeinsames Wohnen

Finde deine passende Wohnform für jedes Alter und jeden Lebensstil

Wohnprojekte in Deutschland nach Bundesländern