Warum brauchen wir heute wieder mehr Gemeinschaft?

Nach bewährtem Beispiel der 1920er und 1930er Jahre in Amerika wurden effiziente Konstruktionen zur Machtsteuerung im besetzten Deutschland angewandt und weiterentwickelt. Vornweg die Vereinzelungsgesellschaft.
Die Milliarden-Investitionen des Marshallplans sowie die »Kollektivschuld« waren mächtige Instrumente. Die Emanzipationspolitik (nicht zu verwechseln mit Gleichwertigkeit der Geschlechter) kam in den 1960ern flankierend dazu.
Das faschistische Bild der konservativen Familie wurde zum willkommenen Prügelknaben der nachwachsenden Generation. Die Berliner Kommunen K1 und K2 zeigten jedoch die Kurzlebigkeit politisch »anti«-motivierter Gemeinschaftsexperimente. Nur Dagegensein und mit Jedem wahllos poppen, war also sichtlich nur eine Sackgasse.
Die Emanzipationspolitik, welche nachweislich aus steuerlichen Gründen in den 1950ern von der Familie Rockefeller initiiert wurde (Frauen zahlten bis dahin nämlich keine Steuern), trieb einen Keil zwischen »Mann« und »Frau« – und damit einen Keil in die Gesellschaft. Seither »keilen« sich die Gender miteinander. Wir wurden keineswegs gleichwertig emanzipiert. Die Förderung der Frau hatte Alleinstellung. Der Mann wurde all seiner männlichen Attribute, die einen Krieger und Helden aus ihm machen könnten, beraubt. Den Männern der Siegermächte blieb das hingegen erlaubt!
Die Kollektivschuld, an die wir mehrfach jährlich in den Medien erinnert werden, hält nicht nur den Helden klein, sie macht auch Tür und Tore auf für eine schuldbewusste Einwanderungspolitik zur nationalen Heterogenität. An Frankreich und England, die aus Kolonialkonsequenz diese Erfahrung bereits früher begannen als wir, können wir sehen, wohin das führt. Aber: "wir schaffen das!";-).
Doch den Löwenanteil besorgt wie immer das Geld, denn wir werden zu gierigen Kleinkapitalisten erzogen. Und mit Geld kann man uns gut locken.
Das Ziel der Milliarden-Investitionen des Marshallplans war und ist bis heute – na, nennen wir es mal positiv: die Förderung der »Eigeninitiative«. Ich weiß nicht, wem es aufgefallen ist, aber aus diesen Geldern, die sich eigenständig erneuern, wurde nicht einfach nur der Wiederaufbau Deutschland finanziert, weil die Besatzer allesamt Gutmenschen sind. Nein, vor allem das Einzelunternehmertum wurde unterstützt. Auf der einen Seite der Aufbau föderalistischer Strukturen, die eine starke Gemeinschaft der Deutschen zumindest hemmen, wenn nicht gar vereiteln. Die Länderverwaltungen bekommen Macht und wollen diese natürlich nicht wieder an den Bund zurückgeben. Also »keilen« sich auch die Länder miteinander so, wie vor der Vereinigung unserer Nation durch Karl den Großen.
Auf der anderen Seite, in der Wirtschaft, wird mit besagten Milliarden das Einzelunternehmertum und damit die Vereinzelung in mannigfaltiger Gestalt finanziert. Ob es das elternunabhängige BAföG ist, das den »Studi« erst zum Egoisten macht – in den Staaten wird hingegen traditionell auf die Kraft der »studentischen Verbindungen« gesetzt. Ob es die Ich-AG war oder die gesamte Förderpalette der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), die ausschließlich den Unternehmer inmitten seines Unternehmens fördert – alles baut das vereinzelte Ego im Konkurrenzdenken zu anderen Egos auf.
Die Vereinzelungsgesellschaft ist in einem begrenzten Wirtschaftsraum (wir gehören zu den am dichtesten besiedelten Nationen dieser Welt) die einzige Möglichkeit, die Umsätze durch höheren Bedarf eines wachsenden Absatzmarktes zu steigern – und damit die Gewinne. Am Ende wurden wir degradiert zu Konsumenten, Verbrauchern, Zuschauern, Zuhörern, Abgängern,... Jeder Einzelne analysiert, statistisch erfasst, Gruppen zugeordnet, optimal gesteuert und maximal versorgt – ergo maximal vereinzelt.
Die explodierenden Zahlen Burnoutgeschädigter und sich in Therapie befindender Bürger sowie emotional verbrauchter Frührentner zeigen uns, wohin die Entwicklung steuert. Von der Krippe an, bis zum Vorruhestand hat nachhaltig nährende Gemeinschaft keinen Platz mehr. Wir wechseln unsere Scheingemeinschaften (Peer-Groups) wie Handschuhe oder noch besser gesagt, wie Socken, wenn sie anfangen zu stinken.
...Bis mittags in der Schule, nachmittags im Hort, dann noch schnell zum Sport oder Musikunterricht und abends noch die beaufsichtigten Hausaufgaben mit alleinerziehender Mama – das ist der Alltag eines Berlin-Prenzlauer Berger Kindes. Abends darf es noch einmal eine Stunde Skypen oder wahlweise Computerspiele mit anderen im Internet spielen. Das wird sicher ein maximal sozial kompetentes Wesen!
Eine vereinzelte und sozial desolate Gesellschaft sind wir geworden, die dem Mammon und Statuten nachrennt. Wir haben Gemeinschaftlichkeit in ihrer echten, wahren Form verlernt bzw. uns abtrainieren lassen oder noch besser, erst gar nicht beigebracht bekommen. Vor der Wärme einer nährenden, tragenden Solidarität laufen wir davon, wie vor Pech und Schwefel. Es macht uns Angst, andere zu nah an uns zu lassen. Sogar in der Ehe und Eltern-Kind-Beziehung schließen wir Verträge ab. Wie kommen wir da nur heraus?
Im nächsten Artikel: Ist Gemeinschaft gleich Gemeinschaft wird es noch einmal »etwas eng«. Wir schauen uns die Palette der aktuellen Gemeinschaften-Angebote (bzw. Scheingemeinschaften) an – die kläglichen Versuche, wieder sozial zu genesen. Wir werden ihre Stärken bzw. »öffentlich kommunizierte Vorteile« sowie die gern verschwiegenen Begrenzungen aufzeigen. Es werden die letzten Tage der sprichwörtlichen »Sozialen Finsternis« sein. Danach erblicken wir das ebenso sprichwörtliche »Goldene Zeitalter« der nährenden Gemeinschaftlichkeit. Durch fünf Artikel haben wir uns dann durchgekämpft und der Leser hat sich die versprochene Lösung redlich verdient ;-).