Interview mit den Gründer:innen von bring-together
Fragen
- Wer seid Ihr?
- Welches Problem löst Ihr?
- Wie seid Ihr auf die Idee für bring-together gekommen?
- Wie funktioniert bring-together? Was ist Euer Angebot?
- Wie finanziert Ihr Euch?
- Was ist Euer Ziel?
- Woran merkt Ihr, dass es einen Bedarf dafür gibt?
- Was kann man sich unter gemeinschaftlichem Wohnen vorstellen?
- Gab es in der Corona Pandemie eine Veränderung?
Antworten
Wer seid Ihr?
Wir sind Mary-Anne Kockel, Karin Demming und Christoph Wieseke. Wir haben bring-together vor vier Jahren zusammen gegründet, nachdem wir schon bei anderen Projekten miteinander gearbeitet haben. Wir sind (Wahl-)Leipziger und arbeiten in einem kleinen Ladenbüro in der Südvorstadt daran, die Plattform weiter zu entwickeln.
Mary-Anne ist dabei zuständig für alle Abläufe, die die Plattform betreffen, für Projektmanagement und Produktweiterentwicklung. Karin ist die Netzwerkerin, beobachtet die politischen und gesellschaftlichen Trends und versteht sich als Lobbyisten für gemeinschaftliches Wohnen. Christoph sorgt als technischer Leiter dafür, dass online alles rund läuft und immer weiter optimiert wird. Es gibt tatsächlich immer eine Funktion, die die Plattform noch bereichern kann, so richtig fertig sind wir wahrscheinlich nie. Gerade haben wir auch nochmal mehr Server angemietet, weil der Traffic wieder zugenommen hat.
Welches Problem löst Ihr?
Wir sind eine Matching-Plattform, die über ein soziales Netzwerk Menschen zusammenbringt, die gemeinschaftlich wohnen, leben und arbeiten wollen. bring-together fördert die Gemeinschaftsbildung und reagiert so auf diese gesellschaftlichen Veränderungen. Wir verbinden Menschen und schaffen Wahlfamilien, die sich gegenseitig respektieren und helfen.
Wir sind der Überzeugung, dass ein nachhaltiges, verbindliches und verantwortungsbewusstes Leben in der Gemeinschaft die einzige zukunftsfähige Wohn- und Lebensform ist. Der Mensch ist ein soziales Wesen, Wohnraum wird immer knapper, Mieten steigen, Familienstrukturen fehlen und die Einsamkeit nimmt zu.
Wir sind die einzige Plattform dieser Art in Deutschland. Menschen finden sich über unsere Seite aktiv und wir machen diese Suche sehr viel einfacher, vergleichbarer und zielführender
Das funktioniert so gut, dass wir 2021 mit dem World Summit Award (WSA) ausgezeichnet wurden, dem Nobelpreis für digitale Lösungen.
Wie seid Ihr auf die Idee für bring-together gekommen?
Wir kommen alle aus ganz verschiedenen Bereichen. Von Altenpflege über Immobilien und Design bis zu Produktentwicklung und -gestaltung ist alles dabei. Als wir dann zusammen die Problematik aufgedeckt und zusammen überlegt haben, wie sie digital gelöst werden kann, war schnell klar, dass wir zusammen etwas auf die Beine stellen wollen. Das passt auch gut zu unserer Plattform, denn gemeinsam geht alles besser.
Heute sind wir ein Social Startup, das das Gemeinwohl fördert und sich trotzdem wirtschaftlich trägt. Wir haben aktuell 40.000 Nutzer:innen aktiv auf der Seite, die 480 Wohnprojekte entweder anbieten oder nutzen können. Tendenz steigend, allein im letzten halben Jahr haben sich dank uns über 2.800 Leute gefunden. Und wir merken: DerFokus hat sich in den vergangenen Jahren hin zu Wohnprojekten für jüngere Menschen verschoben, früher haben noch vorrangig ältere Menschen gesucht.
Wie funktioniert bring-together? Was ist Euer Angebot?
Im Prinzip sind wir die Kontaktbörse für gemeinschaftliches Wohnen und soziales Zusammenleben. Einfacher als mit uns geht es eigentlich nicht. Auf bring-together.de registriert man sich entweder als Projekt oder als Privatperson. Das dauert nicht lang, erstmal werden nur die Eckdaten eingetragen und dann sucht man aktiv oder passiv nach Mitstreitern. Später kann man noch mehr Details und Fotos hinzufügen.
Ohne uns läuft diese Suche meistens so ab: Man klickt sich umständlich durch diverse Webseiten oder telefoniert lange rum, fragt ab und vergisst dabei vielleicht etwas. Das Vergleichen fällt da eher schwer. Normalerweise brauchen Wohnprojekte etwa zehn Jahre, bis sie die richtigen Mitstreiter*innen gefunden haben, diese Zeit halbieren wir im Schnitt.
Mit unserer Plattform gibt es klare, standardisierte Kriterien, die sich vergleichen lassen. Die Nutzer suchen nach Region, Wohnart, Alter und noch mehr Kriterien. Dann bekommen sie Angebote mit Bildern, Beschreibungen, Kosten und Kontaktmöglichkeiten vorgelegt. Einzelpersonen suchen mit uns etwa 7-12 Monate, bis sie etwas Passendes gefunden haben.
Um uns genauer kennen zu lernen, kann man uns auch bei Facebook, Instagram, Linkedin oder Twitter folgen oder sich ein paar Erfolgsgeschichten auf unserer Website durchlesen.
Wie finanziert Ihr Euch?
Wir finanzieren uns über Gebühren für die Nutzung der Plattform. Das erste Umschauen ist kostenlos. Wer dann Projekte oder Menschen kontaktieren möchte, zahlt 36 Euro im Quartal.
Was ist Euer Ziel?
Wir wollen Menschen zusammenbringen, wie unser Name schon sagt. Wir minimieren den Aufwand, schaffen Übersichtlichkeit und bringen Angebot und Nachfrage zusammen. Nur so können sich mehr Menschen den Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen erfüllen.
Woran merkt Ihr, dass es einen Bedarf dafür gibt?
Wir haben das Problem in unserem Umfeld und auch bei uns beobachtet, einige von uns suchen sogar selbst gerade das passende Wohnprojekt. Als wir unser Startup gestartet haben, merkten wir sehr schnell, dass wir damit einen Nerv treffen.
Im Prinzip lösen wir mit unserer Plattform ein Problem, dass oft noch gar nicht als eines erkannt wird. Aber die Gesellschaft kann unserer Meinung nach nicht funktionieren, wenn sie sich alles immer weiter vereinzelt. Städte und Gemeinden funktionieren nicht nur mit Single-Haushalten. Außerdem werden die Ressourcen knapper und die Immobilien teuer. Zusammen kann man da mehr stemmen und schaffen.
Was kann man sich unter gemeinschaftlichem Wohnen vorstellen?
Es gibt ganz unterschiedliche Arten - vom ausgebauten Bauernhof mit fünf altersgerechten Wohnungen im Allgäu bis zum Mehrfamilienwohnhaus in Berlin für Familien, die sich gegenseitig unterstützen. Anders als in einer Mietswohnung oder einem Eigenheim ist man im gemeinschaftlichen Wohnen nicht mit sich oder seiner Kernfamilie allein, sondern hat eine größere Gemeinschaft um sich, die je nach Wohnform das Leben miteinander teilt und sich unterstützt.
Gab es in der Corona Pandemie eine Veränderung?
Ja. Wir haben gemerkt, dass der Bedarf und damit die Anmeldungen rasanter gestiegen sind als vorher. Viele haben die Chance genutzt, sich bewusst zu werden, wie und mit wem sie leben und wohnen wollen. Das setzen Viele jetzt in die Tat um. Generell scheint die Bedeutung von Gemeinschaft gestiegen zu sein - nicht nur wegen überforderter Familien, die Home Office und Kinderbetreuung vereinbaren mussten. Viele wollten sowieso ins Grüne umziehen und haben die Zeit genutzt, um gleich ihre Wohnverhältnisse dem eigenen Leben anzupassen.