Zukunftskonzept „Kolonial-Hartzen“

Doch Lothar möchte nicht alleine sein und vor allem versorgt werden, besonders im Alter! Hiesige Bevölkerung ist der „Herausforderung Lothar“ jedoch leider nicht gewachsen, deshalb hatte er sich vor ein paar Jahren nach devoteren Mitbewohnerinnen aus dem Ausland umgesehen. Als erstes kam eine Elzbieta aus Polen. Doch die hatte romantischere Vorstellungen, als für eine Nagelmodellage im Monat Lothars Reihenhäuschen zu schrubben.
Danach kam eine Darja und im Anschluss eine Frau asiatischer Herkunft, in der Nachbarschaft nur pragmatisch „Narumol“ genannt, da man sie nie außerhäusig antraf und nur beim Fensterputzen erblickte, von wo aus sie immer freundlich winkte.
Jetzt ist auch „Narumol“ wieder weg. Aber vermutlich nur, weil sie für Lothar in Thailand schon einmal alles vorbereiten will. Denn unser Lothar hat ganz große Pläne: Er wird „Kolonial-Hartzer“! Im Fernsehen hat er sich die Sache genau angesehen und ist jetzt sozusagen Fachmann für die „neo-feudalistische Bezugs-Aufwertung im Ausland“. Konspirativ erläutert er mir seinen Geheim-Tipp: „Wenn die Thailänderin nicht hier bleiben will, dann geh ich eben dort hin! Das Wetter und alles ist da drüben besser“, freut er sich trotzig.
Verträumt sieht er sich in Obhut vieler zarter Thaihände, die massieren, durchgängig loben und ihm völlig selbstlos das Gefühl geben, mit 800 Euro zur subtropischen „Mörtel Lugner Liga“ zu gehören. Lothar hat endlich eine Vision fürs Alter.
Sprachbarrieren, kulturelle und strukturelle Unterschiede, z.B. bei der ärztlichen Versorgung, werden pre-senil ausgeblendet. Lothar verkauft lieber schon mal seinen Hausstand für sein allererstes One-Way-Ticket nach Bangkok.
Ich hoffe, seine „Narumol“ flüchtet dann schnell wieder ohne ihn zurück nach Deutschland. Nebenan wird ja jetzt ein Reihenhäuschen frei. Und BRING TOGETHER findet wirklich gerne nette Mitbewohner für sie. Willkommen in der Patchwork Community, liebe „Narumol“!