Zukunftsszenario: Senioren-Schiffe versenken

6. April 2016 Lesezeit:
Meine Generation der „Middle Ager“ befindet sich oft in der leidigen Sandwich-Situation, dass zum einen die eigenen Kinder noch nicht ganz selbständig und andererseits die eigenen Eltern und teils sogar noch Großeltern pflegebedürftig sind. Zudem kommt die volle Berufsbelastung. Da fragt man sich, wie man das alles noch unter einen Hut bringen soll. Und wie später die wenigen Kinder der geburtenstarken Jahrgänge aus den 1960er Jahren mit der „Altersmasse“ unseres Kalibers fertig werden sollen.
Zukunftsszenario: Senioren-Schiffe versenken
Illustration: Manuela Murschetz

Letztens bei einem lustigen Abend mit Freunden ließen wir mal unseren Gedanken freien Lauf. Nach ein paar Gläsern Wein wurden die Lösungsansätze kreativer, aber auch merklich makaberer:

Neben der umgekehrten Hänsel und Gretel Version (gebrechliche Eltern werden von den Kindern im Wald ausgesetzt) könnte sich auch folgendes Geschäftsmodell in ferner Zukunft etablieren:

Statt Hunderte abwrackwürdiger Kreuzfahrtschiffe kostenintensiv zu irgendwelchen Fernost-Werften zu schleppen (man merkt: wir hatten einen Schiffsmakler sowie eine Reiseverkehrskauffrau zu Gast), werden diese noch einmal mit der Farbsprühpistole auf Traumschiff getrimmt.

Findige Bestattungsunternehmer haben sich längst mit Sterbehilfevereinen zusammen getan und kaufen solche Abwrack-Dampfer, auf denen sterbewillige Alte ihre letzte Kreuzfahrt buchen können. Der Begriff Kreuzfahrt bekommt im religiösen Sinne hier auch eine ganz neue Betonung….

Alle lassen es noch einmal so richtig krachen auf dem dem Untergang geweihtem Partyschiff. Ein letztes großes Captainsdinner. Abreisewillige können sich noch in mitgeführten Beibooten ans Ufer retten, sofern sie ihre Meinung geändert haben. Alle anderen erleben ihre letzte Sause und nehmen mit der Wunsch-Henkersmalzeit stark sedierende Medikamente zu sich.

Wenn alle friedlich weggeschlummert sind, sprengt sich dann irgendwann über der unterseeischen Stankt Andreas Verwerfung das Geisterschiff selbst in die Luft. Abwracken gespart inklusive Seebestattung für die Reisenden. Ein Modell, was sich sozusagen selbst trägt.

Gut, sicher sind die Umweltauflagen bis dahin überall so streng, dass das dann nicht mehr durchführbar ist. Sogar mit ausrangierten Raumschiffen, die uns a la Major Tom im Orbit entsorgen, wird sicher ähnlich verfahren. Auch diese werden vermutlich keine Startgenehmigung von Houston erhalten.

Deshalb freue ich mich über das „bring together Konzept“, welches mir im Alter ermöglicht, mich in einer selbst gewählten Gemeinschaft möglichst sinnbringend einzubringen, aber vielleicht auch Unterstützung zu erhalten, wenn ich diese benötige. Und wenn es für die Vorbereitung einer langen Reise ist. Ahoi Captain.

Autoren

Katharina Cruse

Katharina Cruse

Die im Raum Köln-Bonn lebende Marketing-Managerin arbeitet u.a. für Modehandelsunternehmen und als Freelancerin für Werbeagenturen sowie als freie Autorin.

Karin Demming

Karin Demming

Die Wahl-Leipzigerin kommt ursprünglich aus dem sozialen Bereich und wechselte später in die Immobilienwirtschaft. Ihr Fokus liegt hauptsächlich auf den Grundbedürfnissen der Menschen und deren Lebensraum. Aus den Erfahrungen ihrer beruflichen Stationen entstand die Idee für bring-together.

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